Marokko 2004

Sonne über Marokko

22. November 2004: (Karte)

Fes

Am Morgen führte mich ein lokaler Guide durch die Altstadt von Fes. Diese älteste der Königsstädte besticht mit ihren prachtvollen Palästen, Moscheen und Koranschulen. Die Kairaouine-Moschee war die erste Universität der westlichen Welt und ist heute noch eines der wichtigsten geistigen Zentren Nordafrikas.

Wir bummelten durch die Souks, d.h. den Markt und die Handwerkstätten. Sehr beeindruckend war dabei auch der Besuch eines der Häuser. Der Islam verbietet Prunk nach aussen zu tragen. Aus diesem Grund haben die Häuser nach aussen kaum Fenster und nur kleine Türen. Dahinter verbirgt sich aber oft ein ganz gewaltiger Luxus und Reichtum.

Ich werde durch eine weitere Türe geführt und stehe plötzlich inmitten eines Ladens eines Teppichhändlers. Ich lasse mich auf das Spiel ein. Es ist ja auch spannend, sich einerseits etwas bewirten zu lassen, und andererseits die vielfältigen und wirklich schönen Teppich auch mal aus der Nähe anzuschauen. Mir scheint, dass ich wirklich in einem Geschäft gelandet bin, das auch qualitativ spezielle Ware zu verkaufen hat. Wir gehen duzende von Teppichen durch, mit schönen Motiven, zum Teil auch alte Teppiche, gebraucht, aber von herausragender Qualität. Nicht dass ich Erfahrung hätte, aber ich glaube nicht, diese Qualitäten in der Schweiz in Geschäften je gesehen zu haben. Der schwierigste Teil ist nur, dem Händler klar zu machen, dass wir wirklich nicht ins Geschäft kommen werden. Aber nach einigem Hin und Her ist auch das geschafft, ohne dass ich ihm auch nur ein Stück abgenommen habe.

Besonders eindrücklich war aber die Gerberei, wo in für europäische Verhältnisse unvorstellbaren Verhältnissen, Leder gegerbt wird. Den Nachmittag hatte ich zur freien Verfügung. Ich nutzte die Zeit um etwas in der „Neuen Stadt“ zu bummeln. Während des französischen Protektorats (erste Hälfte 20. Jh.) wurden viele neue Quartiere etwas ausserhalb der Königsstädte gebaut. Sie wirken, neben den historischen Altstädten immer sehr modern. Doch findet man auch hier kein einziges Geschäft, wo die Preise angeschrieben wären.

Beim Abendessen erzählt mir Hassan etwas mehr von sich. Er kommt aus einem kleinen Bauerndorf hoch im Atlas, 60 km von der nächsten befestigten Strasse und dem nächsten Telefon entfernt, her. Er hatte Glück, bekam ein Stipendium, konnte die Schule in der nächstgrösseren Stadt besuchen und dann auch noch studieren. Er hat Geologie studiert, was er eigentlich bereut. Aber er wollte schon immer Bergführer werden. So kam er schliesslich zum Tourismus. Und so macht er nun, was er eigentlich schon immer machen wollte.