2. Dezember 2004: (Karte)
Todra - Ouarzazate - Tizi n’Tichka - Marrakesch
Die Reise führt uns heute durch das Dadès-Tal weiter via Boumalne nach El Kelaa Mgouna, wo jedes Jahr im Mai das Rosenfest stattfindet. Die Felder sind mit Heckenrosen umgeben, aus deren Blättern Rosenöl-Konzentrat gewonnen wird. Aus dieser Gegend sind in den 60er und 70-Jahren viele Arbeiter nach Frankreich und Holland rekrutiert worden. Viele von ihnen sind in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt, oder haben zumindest einen Teil ihres verdienstes ihren Verwandten hierher zukommen lassen. Das spiegelt sich in den sauberen, gut organisierten Ortschaften wieder. Viele Häuser strahlen doch einen gewissen bescheidenen Wohlstand aus.
Weiter geht es durch Halbwüste, dem Südabhang des Hohen Atlas entlang, vorbei am El Mansour Eddahbi-Stausee nach Ouarzazate. Auf dem Weg dorthin treffen wir mitten im Niemandsland auf eine Autopanne. Das Auto sei einfach stehen geblieben, berichtet der Mann. Hassan, unser Fahrer, versucht das Fahrzeug wieder zum Laufen zu bringen. Da aber die Batterie einen Kurzschluss zu haben scheint, nützen nicht einmal unsere gemeinsamen Anschiebeversuche etwas. Wir lassen ihm zumindest eine Flasche Wasser, bevor wir weiter fahren.
In Ouarzazate besichtige ich die restaurierte Kasbah Taourirt. Obwohl heute ein Museum und stummer Zeuge längst vergangener Zeiten, strahlt die Kasbah auch heute noch einen besonderen Reiz aus. Sie war der Sitz des letzten Emirs noch anfang des 20. Jahrhunderts dieser Gegend. Nach guter Muslimischer Tradition finden sich im Innern die Gemächer seiner verschiedener Frauen. Spannend ist auch das Gemisch von Architekturstilen, die hier zum Ausdruck kommen. Einerseits die berberischen Einflüsse (sehr spartanisch, einfach) und andererseits die maurische Architektur, die mit viel Stuck und Wandmalereien die Zimmer verziert.
Ansonsten ist Ouarzazate berühmt für seine Filmstudios. Viele berühmte Sandalen- und ähnliche Filme sind in den Hügeln rund um die Stadt gedreht worden. Es ist auch verständlich, wenn man die eindrückliche Gegend sieht. Vor allem finden sich hier auf relativ kleiner Distanz doch ganz unterschiedliche Aspekte der marokkanischen Landschaft, für die man sonst duzende von Kilometer reisen müsste.
Nach dem Mittagessen machten wir uns wieder auf den Weg, um den Hohen Atlas über den Tizi n‘Tichka Pass noch einmal zu überqueren. Diese Route gilt als eine der schönsten Marokkos. Die kurvenreiche Strassenführung und der wenige Verkehr, dem wir begegnen, lassen mein Handgelenk zucken. Ja, wenn ich ein anderes Mal hier vorbeikäme, müsste es auf einem Motorrad sein!
Gegen Abend erreichen wir Marrakesch. Und plötzlich hat mich die westliche Welt wieder. Es pulsiert und rauscht fast wie in Paris. Die Strassen säumen Designerläden wie in der Bahnhofstrasse in Zürich. Auch mein Hotel (Hotel Amine) ist nicht von schlechten Eltern. Zum Abendessen steht ein reichhaltiges und, leider muss ich das sagen, zum ersten Mal auch fein gekochtes Buffet zur Verfügung. Schritt für Schritt werde ich also wieder zu den westeuropäischen Annehmlichkeiten zurückgeführt.